Liebe Anna!

Die Angst, nicht gut genug zu sein
Gestern hab ich mich nach langer Zeit wieder mal mit Ruth getroffen. Und ob du’s glaubst oder nicht, sie ist immer noch die Assistentin vom Heller. Und rate mal, worüber wir den halben Abend lang gesprochen haben. Genau. Über den Mann, mit dem sie Montag bis Freitag bei Tageslicht ihre Lebenszeit teilt.

Gespräche ohne Angst führen
Du hast mir ja neulich erzählt, dass du dich vor so manch wichtigem Telefonat wie ein kleines Mäuschen fühlst, Herzklopfen und kalte Hände bekommst, bevor du auf die Tasten drückst. Wer dich kennt, würde die Welt zwar jetzt nicht verstehen, aber bitte. Dein Zustand gehört dir. Zumindest, solange du das möchtest :)

Vergleichen führt ins Unglück
Ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Ihnen fehlt glücklicherweise etwas Entscheidendes: und zwar ist es die Fähigkeit zur Selbstkritik und Selbstverurteilung. Oder hast du schon mal eine Katze beobachtet, die mit ihrer Taille unzufrieden war oder ein Baby, das ein Problem mit seiner Haarpracht hatte? Oder hast du jemals einen Hund erlebt, der seinen eigenen Stock kritisiert?

Soll ich, oder soll ich nicht?
Mir gefällt deine neue Geschäftsidee wirklich gut! Als du mir am Dienstag davon erzählt hast, konnte ich dem Funkeln in deinen Augen kaum widerstehen! Und ja, natürlich gibt es schon ähnliche Geschäftsmodelle. Und ja, wenn du es doch bleiben läßt, dann wird die Welt nicht wissen, was ihr entgeht. Und ja, es ist natürlich nicht gewiss, wie das alles seinen Lauf nehmen wird. Aber eines ist gewiss: Wenn du jetzt dem Teufelchen auf deiner Schulter, dem Mister Zweifel, noch länger zuhörst, dann wird

Selbstvertrauen trainieren
Liebe Anna! Ich weiß, der Abgabetermin für deine Diplomarbeit rückt immer näher und du leidest wie immer unter deinem üblichen Perfektionsanspruch, der dazu führt, dass du letztendlich wie gelähmt deine Tage verstreichen lässt. Bist du schon an dem berühmten Punkt angelangt, an dem du lieber Strumpfhosen bügelst als dich mit dem zu beschäftigen, was dich wirklich weiterbringen würde? Da ich deine Freundin bin, erinnere ich dich heute wieder einmal mit liebevollem Nachdruck an die...

Was werden sich die anderen denken?
Aus gegebenem Anlass - und weil ich weiß, dass diese Frage auch dich quält und das Beste in uns oft unterdrückt, möchte ich dir meine Geschichte vom Seerosenteich erzählen. Gestern Mittag sitze ich auf dem warmen großen Stein am Seerosenteich, lasse mir die goldene Herbstsonne ins Gesicht scheinen und genieße die Zeit mit mir. Du weißt ja, wie sehr ich die Stille liebe - und ab dem frühen Nachmittag geht der Trubel bei mir zu Hause täglich los.

Mit unsympathischen Menschen sprechen
Liebe Anna! Ich sag nur: Elternsprechstunde oder der Versuch, auf dringenden Wunsch vom Fräulein Tochter ein Gespräch mit einem Außerirdischen zu führen. Es war letzten Freitag Vormittag, die Sonne schien und die Vögel zwitscherten. Herr Professor und ich saßen einander gegenüber und nach gefühlten 10 Sekunden war eines klar: die Sympathie muss ihr Glück wo anders suchen. An diesem Tisch wird das nichts.